Sterben ist ein Abschiedsprozess 


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Wir haben in unserem letzten Blogbeitrag beschrieben, wie Menschen psychologisch auf den nahenden Tod reagieren. Heute wollen wir unseren Fokus auf die körperlichen Symptome legen. Sterben ist ein Abschiedsprozess, bei dem der Körper langsam seine Funktionen einstellt und sich so vom Leben verabschiedet. Je mehr man über die zu erwartenden Veränderungen weiß, desto eher kann man bestimmte Beobachtungen richtig einordnen. Das hilft, Ängste abzubauen und besser vorbereitet zu sein. 

Was passiert beim Sterben – physiologisch 

Am Ende des Lebens steht der Tod. Vom Tod spricht man, wenn alle Lebensvorgänge weitestgehend oder vollständig erloschen sind1. Der Tod kann plötzlichen eintreten, z.B. durch einen Herzinfarkt oder Unfall. Häufiger sterben Menschen jedoch aufgrund schwerer Erkrankung oder auf Grund des Alters. Ist das der Fall, dann durchlaufen sie einen Sterbeprozess. Dieser Prozess kann mehrere Stunden bis Tage dauern kann. Während das Ende des Sterbeprozesses eindeutig mit dem Eintritt des Todes klar bestimmbar ist, ist der Beginn nicht immer eindeutig feststellbar2

Sterben ist demnach die Übergangsphase zwischen Leben und Tod, in der die Organfunktionen langsam zum Erliegen kommen3. Die Medizin unterteilt den natürlichen Sterbeprozess in drei Phasen: 

1.      Präterminalphase, auch Rehabilitationsphase oder Palliativphase 

2.      Terminalphase  

3.      Finalphase und Tod, auch aktive Sterbephase oder Endphase.  

Die einzelnen Phasen lassen sich anhand von verschiedenen körperlichen Anzeichen ausmachen.  

Und ist es wichtig im Hinterkopf zu haben, dass jeder Mensch anders ist und damit auch jedes Sterben sehr individuell verläuft. Durch Konstitution, Erkrankung und Umgebung können die einzelnen Phasen bei verschiedenen Menschen sehr unterschiedlich verlaufen. Sie können unterschiedlich lang und die auftretenden Symptome sehr verschieden sein. Trotzdem gibt es bestimmte körperliche Anzeichen, die sich wie ein “biologisches Programm”4 5 in den einzelnen Phasen beobachten lassen.  

Präterminalphase 

Diese Phase kann bereits mehrere Monate vor dem Tod einsetzen6. Der Mensch ist in seiner Aktivität sehr eingeschränkt, vielleicht schon sehr abgemagert, müde und schwach. Alltägliche Dinge fallen schwer und brauchen viel Zeit oder sind nur mit Unterstützung Dritter möglich. Der Mensch braucht viel Ruhe.7  

Terminalphase 

Diese Phase kann wenige Tage bis Wochen dauern8. Der körperliche Verfall setzt ein. Der Mensch wird bettlägerig. Die Kontrolle über die Ausscheidung von Körperflüssigkeiten kann verloren gehen. Betreuung und Pflege werden nötig. Die Kommunikation fällt schwer. Die Schläfrigkeit nimmt zu. Der Mensch nimmt an seiner Umwelt immer weniger Anteil. Es können Angst, Atemnot, Übelkeit und Verstopfung auftreten.9  

Essen und Trinken sind in dieser Phase nicht mehr wichtig. Der Grund dafür ist eine körperliche Umstellung. Der Aufbau und Erhalt der Körperfunktionen sind nicht mehr wichtig, sondern deren Abbau. Dafür sendet das Gehirn Botenstoffe aus, die das Hunger- und Durstgefühl abstellen. Der Körper trocknet leicht aus und weitere Botenstoffe, sogenannte körpereigene Opiumstoffe, werden ausgeschüttet und lindern auftretende Schmerzen. Das Aufzwingen von Flüssigkeit und Nahrung kann in dieser Phase kontraproduktiv sein und Schmerzen verursachen.10  

Es können neurologische Veränderungen eintreten, die zu Verwirrung und Unruhe führen. Das allmähliche Versagen der Organe kann ebenfalls Grund für Verwirrung oder eines Deliriums sein.11 

Finalphase und Tod 

Diese Phase tritt wenige Tage oder Stunden vor dem Tod ein. Die Organe versagen langsam vollständig. Dies zeigt sich in zunehmender Müdigkeit und Schläfrigkeit, Teilnahmslosigkeit und Appetitlosigkeit. Die Nahrungsaufnahme wird immer öfter verweigert und zum Schluss ganz eingestellt. Das Durstgefühl bleibt länger bestehen. Oft reichen geringe Mengen, um das Durstgefühl zu stillen. Der Wunsch nach Trinken wird irgendwann ganz eingestellt.  

Durch die zunehmende Schwäche und Schläfrigkeit halten Sterbende ihre Augen oft geschlossen. Das Sprechen oder Gebärden strengt an. Die Kraft, die Hände zu heben, fehlt. 

Die Durchblutung wird schlechter. Arme und Beine werden kalt und können marmoriert aussehen. Die Körperunterseite kann sich dunkel verfärben.12 Bei manchen Sterbenden kommt es zu starkem Schwitzen und dem Wunsch sich ausziehen zu wollen. 

Der Stoffwechsel verändert sich. Nieren und andere Körperorgane versagen langsam. Der veränderte Stoffwechsel kann einen unangenehmen Körpergeruch mit sich bringen.13 Durch Nierenversagen kann sich beispielsweise der Urin dunkel verfärben. 

Das Versagen von Nieren und Leber führt bei ca. 75% der Sterbenden ca. 48 Stunden vor dem Tod zu einem komatösen Zustand. 90% werden in der letzten Stunde vor ihrem Tod bewusstlos. Viele Schwerstkranke sind somit bis wenige Stunden vor ihrem Tod ansprechbar. Manche sind sogar bis zum Schluss bei Bewusstsein14

Da die schwerstkranken Patient:innen auf Grund des geschwächten Zustands nicht mehr gut abhusten können, könnt es zu einem Rasselatmen und längeren Atempausen kommen15

Unterstützung 

Sie als Angehörige können unterstützen, indem sie für den Sterbende:n da sind. Es tut gut, wenn man nicht allein ist. 

Es ist hilfreich, den Sterbende:n nicht zum Essen und Trinken zu zwingen. Keinen Hunger und kein Durstgefühl zu verspüren ist natürlich. Ist der Mund ausgetrocknet, können sie Flüssigkeit anbieten, damit der Mund nicht völlig austrocknet. Wird dies abgelehnt, kann es helfen die Lippen zu befeuchten. 

Da die Extremitäten schnell auskühlen, können sie mittels Decke, Kirschkernkissen oder Wärmflasche für warme Hände und Füße sorgen. 

Es kann helfen, den Oberkörper leicht aufzurichten, wenn das Atmen schwerfällt. Frische, nicht zu kalte Luft kann guttun. 

Quellen 

Albrecht, Elisabeth; Roller, Susanne. Terminalphase und Tod (2010).  In: C. Bausewein (Hrsg.): Leitfaden Palliative Care. Elsevier, Urban & Fischer, München. S. 521 – 543  

Bausewein, Claudia (2000): Leitfaden Palliative Care. Elsevier, Urban & Fischer. München 

Bayer, Johanna (2017). Sterben – das letzte Programm. [online: https://www.swr.de/wissen/odysso/sterben-das-letzte-programm-100.html gesehen 19.10.23] 

Borasio, Gian Domenico (2011). Über das Sterben. Was wir wissen. Was wir tun können. Wie wir uns darauf einstellen. C.H. Beck, München 

Vilmar, K.; Bachmann, K.-D. (1993). Der endgültige Ausfall der gesamten Hirnfunktion (“Hirntod”) als sicheres Todeszeichen. Stellungnahme des Wissenschaftlichen Beirats der Bundesärztekammer. In: Deutsches Ärzteblatt -Ärztliche Mitteilungen. 44, S. 2933-2935 [online: https://www.bundesaerztekammer.de/fileadmin/user_upload/_old-files/downloads/Ausfall_Hirnfunktion_DAeB_1993-90-44_A2933-35.pdf gesehen: 26.10.23] 

https://www.netdoktor.de/palliativmedizin/was-passiert-beim-sterben-13164.html
https://flexikon.doccheck.com/de/Pr%C3%A4terminalphase
https://flexikon.doccheck.com/de/Sterben
https://november.de/ratgeber/todesfall/sterbeprozess-anzeichen