Wie werde ich Hospizbegleiter:in?

Ursprünglich wollten wir unsere Vortragsreihe im Sommersemester 2023 mit einem Vortrag von Iris Feneberg zum Thema “Taube Hospizbegleiter:innen und ihre Ausbildung” starten. Leider konnte dieser Vortrag nicht wie geplant stattfinden, daher möchten wir an dieser Stelle Iris` spannende und wichtige Tätigkeit über einen Blogbeitrag zugänglich machen.


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Iris Feneberg ist selbst ausgebildete Sozialpädagogin und Mutter einer gehörlosen Tochter. Durch diese kam sie schon früh mit der Gehörlosenseelsorge Nürnberg in Kontakt.

Iris vielen Dank, dass du dir die Zeit für das Interview nimmst. Kannst du zu Beginn einmal erklären, was ein ambulanter Hospizdienst eigentlich ist?

Der ambulante Hospizdienst ist eine Unterstützung für Patient:innen und deren Familien nach der Entlassung aus der Palliativstation oder ähnlichen Einrichtungen. Dafür kommen dann Ehrenamtliche ein- bis zweimal die Woche zu den Patient:innen nach Hause und verbringen ein paar Stunden Zeit miteinander, in denen man dann miteinander reden oder etwas Schönes unternehmen kann. Ganz wichtig dabei ist, dass alle, die im ambulanten Hospizdienst arbeiten, der Schweigepflicht unterliegen, sie also nichts von dem, was in dieser Zeit mit ihnen besprochen wird, weitergeben dürfen. Auch nicht an die Familie des:der Patient:in.

Wie ist der Ambulante Hospizdienst entstanden?

Der Ambulante Hospizdienst entstand aus meiner Arbeit in der Gehörlosenseelsorge und einem persönlichen Interesse an der Hospizarbeit. Durch diese Basis konnte ich sehr gut nachvollziehen, dass gerade diese Lebensphase für gehörlose Menschen sehr intensiv sein muss und habe den Vorschlag gemacht, einen ambulanten Hospizdienst in Gebärdensprache aufzubauen. Dieser wurde dann mit Hilfe der Aktion Mensch und dem Hospizteam in Nürnberg aufgebaut. Dazu wurde die Ausbildung zum Hospizbegleiter komplett überarbeitet und in Deutsche Gebärdensprache (DGS) angepasst und umgesetzt. 2016 konnte der erste Ausbildungskurs starten.

Wie finanziert sich der ambulante Hospizdienst?

Der Großteil wird über Spenden getragen, der Rest, also zum Beispiel die Arbeit der Koordinator:innen, wird zu einem Teil von den Krankenkassen übernommen. Die Ehrenamtlichen erhalten keinen Lohn für ihre Arbeit. Sie bekommen aber kleinere Ausgaben wie Blumen oder Kaffeetrinken und Fahrtkosten erstattet.

Wie viele gehörlose Menschen arbeiten derzeit im ambulanten Hospizdienst?

Momentan stehen ca. 14 gehörlose Menschen ehrenamtlich als Hospizbegleiter:innen im Raum München, Augsburg, Nürnberg und Bamberg zur Verfügung. Des Weiteren gibt es eine eigene Gruppe in Würzburg.

Wie kann man sich an den Dienst wenden?

Als gehörloser Mensch kann man sich beim ambulanten Hospizdienst melden, sobald man die Diagnose vom Arzt erhalten hat. Das geht ganz einfach per Telefon unter 0911 / 89 12 05 – 10. Das können auch die Angehörigen machen. Oder per Email an info@hospiz-team.de. Mehr als eine Diagnose braucht man als gehörlose Person nicht, um sich beim ambulanten Hospizdienst zu melden.

Wie sieht der weitere Prozess bis zur Begleitung aus?

Innerhalb von 24 – 48 Stunden nach der Kontaktaufnahme wird sich eine:r der Koordinator:innen des ambulanten Hospizdienstes bei den Betroffenen melden. Es wird zunächst ein Termin für ein Erstgespräch vereinbart, bei dem der:die Koordinator:in zu dem:der Patient:in kommt und ihn:sie kennenlernt, um dann eine:n Ehrenamtliche:n zu benennen, der:die ab diesem Zeitpunkt den Kontakt zu dem:der Patient:in sucht und mit dem:der man sich ab diesem Zeitpunkt selbstständig verabreden kann.

Wichtig ist hierbei: „Mit uns zu reden verpflichtet nicht zum Sterben!“ Auch wenn ein Sterben in nächster Zeit nicht absehbar ist, können sich Betroffene bereits an den ambulanten Hospizdienst wenden. Die Begleitungen haben keine zeitliche Begrenzung.

Welche Voraussetzungen muss man als Freiwillige:r mitbringen?

Im Prinzip kann jede:r die Ausbildung machen, wichtig ist ein gutes Einfühlungsvermögen und die Fähigkeit, sich auf andere Menschen einlassen zu können. Während der Ausbildung werden die eigenen Erfahrungen mit Tod und Verlust reflektiert, um unterscheiden zu können, was die eigenen Gefühle sind und was nicht. Der:die Begleitete empfindet vielleicht in der Situation ganz anders als man selbst. Während des gesamten Verlaufs ist es wichtig, die eigene Motivation und Position herauszufinden, um anderen helfen zu können. Einer der wichtigsten Punkte ist jedoch die Verschwiegenheit, die von allen Ehrenamtlichen erwartet wird. In der Begleitung steht immer der:die Sterbende und seine:ihre Angehörigen im Mittelpunkt.

Wie sieht die Ausbildung aus?

Die Ausbildung besteht aus einem Kurs, der an acht Wochenenden stattfindet und insgesamt 100 Stunden umfasst, und einem Praktikum von 15 Stunden, das möglichst parallel zum Kurs absolviert wird. In diesem Praktikum begleitet man eine Person, die meistens in einem Pflegeheim lebt, für die vorgeschriebenen 15 bis 20 Stunden. Ziel ist es zu lernen, wie man eine Beziehung zu einer fremden Person aufbaut und wie man mit dem Pflegepersonal umgeht. Es ist aber auch wichtig einzuüben, wie man sich nach dieser Zeit verabschiedet, ohne sich zu sehr an die Person zu binden.

Gibt es Supervision oder Vergleichbares für die Ehrenamtlichen?

Für die Ehrenamtlichen gibt es Ansprechpartner:innen, unter anderem die Koordinator:innen, da diese auch der Schweigepflicht unterliegen. Darüber hinaus wird mindestens 2x im Jahr die Möglichkeit zur Supervision in Nürnberg angeboten. Neben den professionell begleiteten Gesprächen im Rahmen der Supervision gibt es auch sogenannte „Hospizbegleiterabende“. Diese dienen dem Austausch untereinander und der Fortbildung.

Sollte Interesse bestehen, eine Ausbildung zum:zur Hospizbegleiter:in zu machen, sind hier  gebündelt die wichtigsten Informationen:

Der nächste Kurs beginnt am 24. November 2023.

Die Plätze sind begrenzt.

Anmeldeschluss ist der 24. Oktober 2023.

Die Kursgebühr beträgt 200 €.

Vor dem Kurs findet ein Vorgespräch statt, das bei größeren Entfernungen auch online stattfinden kann.

Anmeldung und Fragen per E-Mail an info@hospiz-team.de.

Weitere Informationen sind auf der Homepage des Hospiz-Teams unter: https://www.hospiz-team.de/ abrufbar oder der beigefügten Broschüre zu entnehmen.